Die PflegeregionPlus Passauer Land, sind ein Zusammenschluss aus stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen. Die Mitglieder stammen aus den unterschiedlichsten Bereichen und sind vom akut stationären Krankenhausbereich bis hin zum Rehabilitationsbereich Experten in nahezu allen Pflegesettings. Dadurch stellen sie die Säulen der Pflege dar und haben eine Vision – sie möchten ihre Berufe authentisch vorstellen. Und deshalb kommen in der Rubrik „fünf Fragen an die Pflege“ Menschen zu Wort, die in den facettenreichen Einsatzmöglichkeiten in der Pflege in der Region Passauer Land tätig sind.

Fünf Fragen an Lisa Klessinger

In der ersten Rubrik möchten wir Lisa Klessinger vorstellen. Sie arbeitet als Pflegefachkraft in der Altenpflege im AWO Seniorenheim Ortenburg. Innerhalb ihres Praktikums in der Sozialpflegeschule durfte Sie das Berufsbild kennenlernen und hat sich anschließend direkt für eine Ausbildung entschieden. Seit einem Jahr ist die 21-Jährige nun ausgelernte Pflegefachkraft.

 

Warum haben Sie sich für den Pflegeberuf entschieden?

Ich wusste schon immer, dass ich etwas mit Menschenkontakt machen möchte. Innerhalb des Bundesfreiwilligendienstes habe ich den Beruf der Krankenschwester kennengelernt. Später durfte ich dann innerhalb eines Praktikums in den Beruf der Altenpflege hineinschnuppern. Dabei habe ich festgestellt, dass dies genau das Richtige für mich ist. Besonders schätze ich dabei, dass ich die Bewohnerinnen und Bewohner langjährig begleite und somit sehr gut kennenlerne.

 

Was bereitet Ihnen im Pflegealltag besonders viel Freude?

Ich merke genau wofür ich es tue und habe direkte Erfolgserlebnisse. Ich bin seit 6 Jahren auf der gleichen Station und hatte seit Beginn an einen sehr engen Kontakt zu den Bewohnerinnen und Bewohnern. Dadurch sind sie mir sehr ans Herz gewachsen. Sie sind wie meine 2. Heimat bzw. meine 2. Familie.

 

Was ist in Ihrem Arbeitsalltag besonders herausfordernd?

Herausfordernd ist der Umgang mit speziellen Krankheitsbildern wie beispielsweise Demenz. Hier muss man zunächst einen Weg für den individuell passenden Umgang mit dem jeweiligen Menschen herausfinden. Aber auch hier werden Wege gefunden, damit es für beide Seiten gut passt. Darüber hinaus ist es natürlich auch erforderlich ältere Menschen durch den Sterbeprozess zu begleiten. Sobald man nah am Menschen ist, riskiert man psychisch auch mehr.

 

Was würden Sie gerne verändern?

Ohne nun überspitzt klingen zu wollen, bei uns im Haus ehrlich gesagt nichts. Natürlich ist insgesamt der Personalmangel ein gewisses Thema. Wir haben in unserem Heim nun erst 2 neue Kolleginnen hinzugewinnen können, was uns überaus freut. Die Räumlichkeiten sind sehr einladend gestaltet und man hat das Gefühl eher ein Hotel als eine Pflegeeinrichtung zu betreten und dieses Gefühl spiegelt auch die Stimmung untereinander wider. Ich bin also hier durchwegs zufrieden.

 

Drei Vorurteile, die Sie widerlegen können?

Erstens natürlich den Klassiker Pflege ist mehr als „Hintern abwischen“. Denn Pflege ist weitaus mehr! Man unterstützt beeinträchtigte Menschen bei der Bewältigung ihres Alltags und in besonderen Situationen. Man ist Seelentröster, Kümmerer und wichtige Bezugsperson zugleich. Zweitens die Bezahlung. Ich konnte mich darüber noch nie beschweren, die Einrichtung bezahlt sehr gut. Und Drittens wird gerade die Kranken- und Altenpflege von vielen als synonym betrachtet. Meiner Meinung nach unterscheiden sich die beiden Einsatzbereiche darin, dass in der Krankenpflege viel mehr medizinisch agiert wird und die Patienten natürlich wechseln. In der Altenpflege begleitet man langjährig und es steht das nah am Menschen im Vordergrund. Natürlich muss man sich hier auch bewusst sein, dass man Menschen zu denen man einen engen Kontakt aufgebaut hat, auch durch den Sterbeprozess begleitet.

Fünf Fragen an Tanja Schmidt

Frau Tanja Schmidt ist 46 Jahre alt, verheiratet und hat einen Sohn. Ihr ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sehrwichtig. Diese Vereinbarkeit findet sie seit September 2020 im ambulanten Pflegeteam der Caritassozialstation St. Katharina im Raum Pocking und Bad Griesbach. Frau Schmidt lebt Ihren Beruf. Als Pflegehilfskraft gewann das Team vor Ort mit Frau Schmidt tatkräftige Verstärkung und die Caritasfamilie eine engagierte, sympathische Kollegin. „Mir persönlich ist ganz wichtig, dass man nicht vergessen darf, dass es älteren Menschen nicht leicht fällt, Hilfe und Unterstützung anzunehmen. Vertrauen aufbauen und Mitgefühl zeigen, sind daher für mich Schlüsseleigenschaften für meinen Beruf.“


Warum haben Sie sich für den Pflegeberuf entschieden?

„Schon immer habe ich mit Menschen zusammen gearbeitet. Ich bin ein hilfsbereiter Mensch und habe ein großes Herz. Das Schicksal anderer ist mir nicht egal. Daher helfe ich gerne, um unseren Klient*innen und deren Alltag etwas einfacher und lebenswerter zu gestalten. Für mich ist es auch ganz wichtig, stets ein offenes Ohr für meine Klient*innen / Patient*innen bei der Tour dabei zu haben.“

 

Was bereitet Ihnen im Pflegealltag besonders viel Freude?

 „Als ambulanter Pflegedienst ermöglichen wir es Menschen zu Hause alt werden zu dürfen. Das genieße ich richtig, wenn man die Menschen in ihrem vertrauten zuhause erleben, besuchen und pflegen darf. Dadurch wird ganz viel Nähe und Bindung aufgebaut. Das ist so wichtig, denn oftmals sind wir die einzigen, die unsere Klient*innen den ganzen Tag über sehen. Als Pflegekraft vor Ort kann ich alle Erfolgserlebnisse miterleben, z.B. wenn sich jemand nach einem Schlaganfall wieder gut erholt. Besonders schön ist auch das Lächeln, das einem entgegenkommt, wenn man durch die Tür kommt. Oder das Danke, bevor man das Haus verlässt aber auch der nachgerufene Wunsch im Winter: bitte passen Sie auf sich auf, zeigt mir, dass ich alles richtig gemacht habe.

 

Was ist in Ihrem Arbeitsalltag besonders herausfordernd?

Herausfordernd ist für mich, dass nicht jeder Tag gleich ist. Sei es vom Krankheitsbild oder der allgemeinen körperlichen bzw. psychischen Verfassung der Klient*innen her gesehen. Manchmal kommen Patient*innen schwer aus dem Bett, da bedarf es auch mal etwas mehr Zuspruch oder ein paar aufmunternder Worte. Man sieht, wie wichtig ein Lächeln ist und wie viel es bewirkt – genauso wie eine Umarmung, die manchmal Berge zu versetzen vermag. Auch die Sterbebegleitung ist Bestandteil unserer Arbeit. Das ist auch für uns eine psychische Belastung. Jedoch sind wir in dieser schweren Zeit für Klient*innen (Patient*innen), als auch deren Angehörige da. Unterstützen und fangen sie mental auf, wenn nötig und gewünscht. Wir holen viel Kraft aus unseren Teams zurück und haben die Möglichkeit uns bei Fallbesprechungen und Teamsitzungen auszutauschen.


Was würden Sie gerne verändern?

Am Pflegeberuf? Den Personalnotstand! Den merkt man in jeder Einrichtung und an allen Ecken und Enden. Wir haben uns zwar alle gefreut, als in Corona-Zeiten für uns geklatscht wurde – aber jetzt ist davon nicht mehr viel zu sehen. Die Anreize für den Pflegeberuf sind vermutlich noch zu schwach. Ich freue mich, dass ich in unserer Einrichtung die Wertschätzung und Anerkennung für die Leistungen in der Pflege bekomme und dass viele (natürlich nicht immer alle) Patient*innen unseren Einsatz als nicht selbstverständlich ansehen. Ich würde jedem*r selbst empfehlen mal in diesen abwechslungsreichen Beruf ganz nah am Menschen reinzuschnuppern. Viele wären bestimmt über sich selbst überrascht.


Drei Vorurteile, die Sie widerlegen können?

„Zum Beispiel den Satz: „Ach das könnte ich ja nicht!“ Ich frage mich immer, was genau bitte? Das bereit sein, sich einfach mal selbst nicht so wichtig zu nehmen um für andere – in unserem Fall ältere, gebrechliche Menschen da zu sein? Die Hilfe beim täglichen Waschen oder Anziehen wird in unserem Beruf sehr schnell natürlich und ganz selbstverständlich. Was nicht vergessen werden darf: wir sind den Menschen (unseren Klient*innen) sehr nahe, wir sind Helfer*in, Freund*in, Gesprächspartner*in und Zuhörer*in.“ „Die Annahme: „Ihr habt ja immer so viel Stress.“ Ja richtig, manchmal ist es auch mega-stressig. Aber in welchem Beruf bitte nicht? Wir arbeiten mit Menschen – die jede liebevolle Geste, jede Zuwendung dringend brauchen. Da ist es doch okay, den Stress mal für fünf Minuten auszublenden, um zu reden, zuzuhören oder einfach mal gemeinsam zu lachen. Wir wären nicht die Caritas, wenn wir nicht genau diese Momente zulassen und sie in der Pflege möglich machen – Stress hin oder her.“